Mir träumt, wir stehen oben auf dem flachen Dach. Vor uns das Meer der Häuser dieser großen, bis zum Horizont reichenden Stadt. Darüber ein wunderschöner Abendhimmel, und Vögel. Viele Vögel. Und seltsam – ich kann sie verstehen. Dann gehen wir runter, der Raum sieht aus wie ein alter Ballsaal, Parkett, viele Menschen und dort ist eine Bühne, darauf steht David, mein Neffe. Er ist Schauspieler, aber er wohnt doch in Berlin?
Dieser Traum kam 2001 zu mir, drei Jahre bevor ich zum Künstlerischen Leiter der Neuköllner Oper gewählt wurde. Damals war ich noch am Deutschen Theater in Göttingen und ahnte nicht, was kommen würde. Jetzt schreiben wir das Jahr 2025, niemand hat mich davor gewarnt, dass in dieser Stadt die Uhren mindestens doppelt oder dreifach so schnell laufen. Im Sommer werden wir nun voneinander Abschied nehmen, mit einem Triptychon der unterschiedlichen Geschichten, Musiken und Stile. Denn diese Vielfalt ist, was die NKO so einzigartig macht. Ich danke Ihnen herzlich für alles, was Sie uns mit Ihrem Interesse und Besuch mitgebracht haben. Und ich danke allen Künstler*innen und Kolleg*innen der NKO herzlich für diese Jahre, die wir miteinander gestalten und feiern durften.
Bernhard Glocksin
P.S.: Mein Neffe ist hier übrigens nie aufgetreten, zuviel Film und Fernsehen. Und die Vögel… ok, die verstehe ich immer noch nicht. Aber den Blick auf die Dächer, den gibt’s wirklich: von der Probenbühne hinaus auf den Himmel über Neukölln.