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Appell für eine zukunftsweisende Berliner Kulturpolitik

Die konzeptgeförderten Häuser Atze Musiktheater, Ballhaus Naunynstraße, Ballhaus Ost, DOCK ART, Heimathafen Neukölln, Kleines Theater am Südwestkorso, Neuköllner Oper, Sophiensaele, Tanzfabrik Berlin, TD Berlin, Theater im Palais, Theater Strahl, Theater Thikwa, Vagantenbühne sowie Chamäleon Theater und English Theatre Berlin | International Performing Arts Center formulieren gemeinsam folgenden Appell für eine zukunftsweisende Berliner Kulturpolitik

Berlin, 14. Oktober 2024

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister Kai Wegner,
sehr geehrter Herr Senator Stefan Evers,
sehr geehrter Herr Senator Joe Chialo,
sehr geehrte Abgeordnete!


Zusammen mit den Stadt- und Staatstheatern prägen die vielfältigen, durch Konzept- und Basisförderung geförderten Spielstätten und Produktionsorte der Freien Darstellenden Künste die lebendige Tanz-, Theater- und Performanceszene der Stadt seit vielen Jahren.

Wir, die 14 konzeptgeförderten Institutionen (und die beiden im Evaluationsgutachten aus dem Jahr 2023 zur Neuaufnahme empfohlenen Häuser) sind dezentral verstreut über nahezu alle 12 Berliner Bezirke. Wir entsprechen in der Summe unserer institutionellen Förderungen einem Stadttheater, erwirtschaften knapp 40% unseres Umsatzes selbst, bringen es auf über 2.000 Veranstaltungen pro Jahr mit mehr als 250.000 Besucherinnen und leisten einen entscheidenden Beitrag zum kulturellen Angebot und somit einem der wichtigsten Standortfaktoren, die Berlin vorzuweisen hat.

Wir, die sogenannten „kleinen“ Strukturen, arbeiten – angesichts unserer begrenzten finanziellen Ausstattungen – seit vielen Jahren resilient und eeizient, sind nah dran, bringen Leben in die Kieze und schaeen für die diverse Stadtgesellschaft demokratische Zugänge zu Kultur. Als „Haus in der Fläche“ sichern wir die Attraktivität Berlins als Kulturstadt und repräsentieren ein breites Spektrum künstlerischen Schaeens. Dies ist das Ergebnis von dreißig Jahren Aufbauarbeit, die nun innerhalb von nur zwei Jahren ruiniert zu werden droht. Denn nichts anderes wird die Folge sein, wenn die durch den Senat ausgegebenen Sparziele für die Jahre 2025 und 2026 im Berliner Kulturhaushalt umgesetzt werden.

Für die Mehrheit unserer Einrichtungen bedeuten Kürzungen in der angekündigten Größenordnung um die 10% deutlich mehr als 10% Einschnitt beim künstlerischen Programm. Viele unserer Häuser haben keine nennenswerten eigenen Programmmittel und hängen in ihrer Programmplanung nahezu vollständig von Projektförderungen für eigene Vorhaben und Produktionen freier Gruppen ab. Eine Kombination aus Kürzungen bei den institutionellen Zuschüssen und bei den Projektförderungen wird eine Kettenreaktion in Gang setzen, die zu einem Meltdown unseres kulturellen Programmangebots für die ganze Stadt führen wird.

Alle hinter diesem Appell versammelten Einrichtungen engagieren sich intensiv und in der Regel weit über den Rahmen ihrer personellen und finanziellen Ressourcen hinaus, wenn es um die Einbindung gesellschaftlich marginalisierter Gruppen geht. Dies betrifft z.B. migrantische Communities, Künstlerinnen und Publikum mit Behinderungen oder sozial benachteiligte Kinder und Familien. Diese Aktivitäten sind besonders ressourcenintensiv, es handelt sich um sensible Prozesse, die Zeit (und damit verbunden Geld) benötigen. Unter den drohenden Sparvorgaben ist zu erwarten, dass für viele Projekte in diesem Bereich keine Kapazitäten mehr vorhanden sein werden.

Für manche unserer privatwirtschaftlichen Institutionen kommen zudem noch unkalkulierbare Mietsteigerungen hinzu.

Wir, die konzeptgeförderten und die beiden zur Neuaufnahme empfohlenen Institutionen leugnen nicht die Haushaltsnotlage, in der das Land Berlin sich befindet. Wir erkennen sie als gesamtgesellschaftliche Aufgabe an, zu der auch wir einen Beitrag zu leisten bereit sind. Allerdings plädieren wir für Verhältnismäßigkeit: Der Kulturetat umfasst lediglich 2,5% des Berliner Landeshaushalts, 10% Einsparungen in diesem Bereich füllen kein Haushaltsloch. Sie führen aber zu einer langfristigen und irreversiblen Zerstörung funktionierender Strukturen in Form von Ausdünnung des Kulturangebots, Verlust qualifizierter Mitarbeiter*innen, Abrutschen von prekär Beschäftigten in die Arbeitslosigkeit, Insolvenzen und somit voraussichtlich der Schließung von Spielstätten.

Wir appellieren ausdrücklich an Sie als politisch Verantwortliche, von einer Haushaltskonsolidierung mit dem Rasenmäher Abstand zu nehmen. Gerade in Zeiten der Unsicherheiten, der gesellschaftlichen Spaltung und der Stagnation müssen der lokale, niedrigschwellige Zugang zu Kultur, ein diverses kulturelles Angebot für Berlin, die Lebendigkeit der Kieze und somit die Attraktivität der Stadt erhalten bleiben. Bitte verlieren Sie deshalb angesichts der Sparnotwendigkeiten nicht die Gestaltung der Zukunft aus den Augen. Mit den Ressorts Kultur, Soziales, Gesundheit und Bildung lässt sich kein Haushalt sanieren. Berlin verdient eine Zukunft als demokratische und diverse Kulturstadt.

Wir zählen darauf, dass Sie unsere Lage und den Stellenwert unserer Arbeit für die Stadt bei den Beratungen zur Konsolidierung des Landeshaushalts in Senat und Abgeordnetenhaus im Blick haben. Für Rückfragen und vertiefende Gespräche stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Atze Musiktheater Thomas Sutter
Ballhaus Naunynstraße Wagner Carvalho
Ballhaus Ost Anne Brammen / Ozi Ozar / Daniel Schrader
DOCK ART Anna Bergel
Heimathafen Neukölln Inka Löwendorf / Iris Ratei / Julia von Schacky
Kleines Theater am Südwestkorso Karin Bares
Neuköllner Oper Andreas Altenhof / Bernhard Glocksin / Marta Hewelt Sophiensaele Jens Hillje / Kerstin Müller / Andrea Niederbuchner
Tanzfabrik Berlin BÜHNE Barbara Greiner / Jacopo Lanteri
TD Berlin Michael Müller / Georg Scharegg Theater im Palais Alina Gause Theater Strahl Karen Giese / Anna Vera Kelle / Matthias Kelle
Theater Thikwa Laura Besch / Nicole Hummel / Herbert Jordan
Vagantenbühne Lars Georg Vogel
Chamäleon Theater Hendrik Frobel / Anke Politz
English Theatre Berlin | IPAC Daniel Brunet / Günther Grosser / Bernd Hoemeister

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DIE JUNGE NKO BEIM BUNDESTREFFEN JUGENDCLUBS AN THEATERN

Dieses Jahr durften wir mit dem tjg (theater junge generation) Dresden und plattformX, dem Jugendtheater des Mainfranken-Theaters Würzburg am Bundestreffen Jugendclubs an Theatern (BuT) teilnehmen. Das jährliche Jugendtheaterfestival ist in ganz Deutschland aktiv ist und findet dieses Jahr dezentral statt. Mit den beiden Jugendtheaterklubs aus Dresden und Würzburg treten wir dieses Jahr mit insgesamt drei Besuchen in Austausch und teilen unsere Erfahrungen, Arbeitsweisen und kreativen Ideen.

DRESDEN

Erste Station war Dresden: Im April reisten wir für ein Wochenende zum theater junge generation und durften seine Spieler*innen kennenlernen.

Das Treffen begann am Freitagabend mit einem gemeinsamen Pizza-Essen. Das tjg organisierte für uns alle am Samstag einen Workshop zum Puppenspiel- und Objekttheater unter Anleitung des Puppenspielers Daniil Shchapov, der uns spielerisch und fantasievoll seine Expertise nahebrachte. Am Abend besuchten wir Fanklub, eine Inszenierung des Jugendclubs. Die Premierenfeier des Fanclub wurde extra für das BuT-Festival verschoben – so konnten wir gemeinsam feiern und es gab sogar eine Silent Disco. Am Sonntag tauschten wir uns alle mit den Dresdner Spieler*innen in einem Gesprächskreis aus und schlossen das Wochenende mit Gruppenspielen ab.

WÜRZBURG

Nach einer etwas längeren Zugfahrt wurden wir schon am Bahnhof herzlichst von den Würzburger*innen empfangen und durften uns direkt einen Auszug eines Stücks von plattformX, dem Jugendtheater des Mainfranken Theaters Würzburg anschauen (und wurden daneben noch mit einem üppigen Buffet versorgt). Am Samstag ging das Programm richtig los. Wir starteten mit einer Stadtrallye durch das bezaubernde Würzburg, bei dem wir nicht nur die Stadt, sondern die Würzburger Spieler*innen noch besser kennenlernen konnten. Anschließend gingen die Workshops weiter und alle Unterschiede waren ganz vergessen – denn auf dem Dancefloor sind alle gleich! Nachdem wir uns mit dem geschichtlichen Hintergrund des Ballrooms auseinandergesetzt haben, ging es mit dem Tanzen los und wir machten den Proberaum zu unserem eigenen Ballroom. Kurz darauf ging es weiter mit feminist twerking. Beschwingt vom Tag trudelten wir zu einem wahren Opern-Klassiker: der lustigen Witwe.

Das Festival war im Frühjahr ein untypischer, aber wertvoller Start für unsere neue Produktion VOGELFREI, welche sich mit dem Thema “Widerstand” beschäftigt, und für die wir seit April proben. Wir konnten hierfür viele Impulse in Dresden und Würzburg und in den Aktivitäten mit den Jugendlichen und Theaterschaffenden sammeln.  Wir lernten neue Theaterwelten und Arbeitsweisen kennen, was uns auf unserem Weg als junge Kunstschaffende sicher auch über die Produktion noch lange prägen wird.

Ein paar Eindrücke einzelner Ensemblemitglieder:

Ich fand es besonders spannend das [tjg], deren Konzepte, Werte, Geschichte und Atmosphäre kennenzulernen.“ Genauso anregend war es, zusammen mit den Dresdner:innen und Würzburger:innen die Stadt zu erkunden. Ich habe – immer mit der Aufgabe unseres Regisseurs Bjørn de Wildt im Hinterkopf, nach Widerstandssymbolen zu suchen – Dresden auf eine ganz neue Art und Weise wahrgenommen, was als thematische Vorbereitung auf unsere eigene Produktion im Oktober unglaublich bereichernd war.
Johanna Lanzky

Der Besuch in Dresden war eine interessante Erfahrung und ich habe viel mitnehmen können. Am [tjg] sind mir besonders ein Puppenworkshop mit einem professionellen Puppenspieler und eine ausführliche Führung durch das Theater in guter Erinnerung geblieben. Weiterhin fand ich den Austausch mit den Dresdner:innenn und Würzburger:innen sehr schön und mir sind auch die unterschiedlichen Herangehensweisen der Regisseur:innen positiv aufgefallen. Dabei habe ich vor allem gelernt, wie facettenreich ein junges Theater sein kann.
Lara Wirbelauer

Nach diesem eindrucksvollen Samstag hatten wir die Gelegenheit uns über alle Eindrücke auszutauschen und auf unser Wiedertreffen in Berlin zu freuen. Maxim Komarchuk

VOGELFREI

MUSIKTHEATER DER JUNGEN NKO VON YUVAL HALPERN (MUSIK), VERA SCHINDLER (TEXT) UND BJØRN DE WILDT (REGIE)

18.-20.10.2024

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BERLINER KULTUR SCHÜTZEN

Unterzeichnen Sie jetzt die Petition gegen die geplanten Kürzungen des Berliner Senats für den Kulturetat der Jahre 2025 & 2026!

„Der Bühnenverein steht solidarisch zusammen mit allen Bereichen der Kultur in Berlin. Wir lassen uns nicht in Verteilungskämpfe treiben. Berlin braucht die Vielfalt der Kultur, Berlin profitiert von den wechselseitigen Impulsen der unterschiedlichen Kulturbereiche. Das macht die Stadt reich und zukunftsfähig. Jeder Euro für die Kultur ist eine Investition, die sich vielfach auszahlt. Ideell, gesellschaftlich und wirtschaftlich.“ (aus der Petition des Deutschen Bühnenvereins/Landesverband Berlin)

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