Über- und Weiterleben im Alltagslabyrinth des Dritten Reiches
Ein Rollen-Spiel mit Frederike Haas, Markus Schöttl und einem Radioapparat. Gastspiel am 18. und 22. Oktober 2018
»Manchmal ist es leichter, jemand anderer zu sein als man selbst.« Tausende von Menschen suchten im Unrechtsstaat Deutschland 1933–1945 notgedrungen nach täglich neuen Identitäten, die ein Überleben unter dem NS-Regime ermöglichten. Unzählige fügten oder arrangierten sich, folgten der ›vielversprechenden Überzeugung‹ und überlasen den Satz ihres neuen
Führers in der ersten Auflage seines ›Buches‹: »Man glaubt nicht, wie man ein Volk betrügen muss, um es zu regieren.«
Frederike Haas und Markus Schöttl befreien diese gelebte Geschichte aus einer Schublade der Erinnerung. Anhand von ausgewählten Fundstücken aus Biografien, Berichten und Aufzeichnungen jüdischer und nicht-jüdischer Bürger lassen sie Opportunisten, Widerständler, Zweifler, Glückskinder und deren Helfer zu Wort kommen und im Zwiegespräch, Monolog oder
auch im Duett mit einem Radioapparat lebendig werden.
Durch die Rollenstudien zu ‚Stella Goldschlag‘ und ‚Adolf Eichmann‘ für das preisgekrönte Singspiel Stella sind Frederike Haas und Markus Schöttl bereits intensiv in die komplexe Thematik eingetaucht. Das Ergründen dieser ambivalenten Charaktere während der Proben und Vorstellungen und die dadurch hinzugewonnenen neuen Perspektiven lösten den gemeinsamen Wunsch aus, noch weitere Zeitzeugen zu ‚befragen‘ und deren alltäglichen ‚Erlebnisse‘ (be)greifbarer zu machen und mit dem Publikum zu teilen.